Katzenseuche

 

Die Katzenseuche, auch bekannt als Panleukopenie oder Feline Parvovirose (bennant nach dem felinen Parvovirus (FPV), dem Erreger der Panleukopenie) gehört zu den Infektionskrankheiten und wird durch einen Virus verursacht. Panleukopenie bedeutet soviel wie Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), was zu den Symptomen dieser schweren Krankheit gehört.


Zu dem Virus:


Der Virus ist ein Parvovirus und sehr widerstandsfähig. Bei Zimmertemperaturen überlebt er bis zu einem Jahr. Er ist natürlichen Umwelteinflüssen sowie Chemikalien gegenüber sehr resistent und überlebt auch Einfrierung oder Austrocknung. Wir können den Erreger auch an unserer Kleidung oder den Schuhen haben und ihn somit auch für Wohnungskatzen zu einer Gefahr machen. Übertragen wird er von Katze zu Katze (direkter Kontakt), aber auch durch Gegenstände wie z.B. Transportboxen und Futterschüsseln (indirekter Kontakt). Der Virus wird über alle Körperflüssigkeiten und Kot ausgeschieden. Hohe Ansteckungsgefahr!


Krankheitsentstehung


Die Haupteintrittspforte des felinen Parvovirus ist die Nasen-und Mundschleimhaut. Schon ein Tag nach der Replikation dort zirkulieren die Viren im Blut. Danach wird das Virus insbesondere im Knochenmark, den Darmepithelzellen und im lympathischen Gewebe repliziert. Dadurch werden die betroffenen Zellen geschädigt und ein ausgeprägter Leukozytenmangel erolgt etwa gleichzeitig mit den Symptomen. Etwa 3-5 Tage nach der Infektion zeigen sich erste Symptome. Symptomdauer etwa 8 Tage (falls das Kätzchen überlebt). Eine Infektion findet hauptsächlich bei Tieren zwischen 6 Wochen und 4 Monaten statt. Bei Ansteckung im Mutterleib folgen gelegentich Abort und Geburt geschädigter Welpen. Infizieren sich ältere Tiere mit dem Parvovirus, zeigen sie höchstens leichtgradige Symptome; auch dann, wenn sie nicht gegen Parvovirose geimpft wurden. Eine Ausnahme erfolgt höchstens infolge einer z.B. vorbestehender FeLV-Infektion. Kommt nun eine Parvovirose-Infektion hinzu, erkrankt das Tier sehr schwer und akut. Außerdem kann eine Infektion mit dem Parvovirus das Immunsystem so beeinträchtigen, dass unter Umständen andere Infektionen begünstigt werden. Die Tiere erkranken so an der nächsten Infektion und sterben.


Inkubationszeit:


Die Inkuabtionszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit) dauert etwa 2-10 Tage.


Symptome:


Grob: Unter anderem änfänglich Müdigkeit, Appetitlosigkeit, hohes Fieber (bis 41°C), Erbrechen, wässrige und später blutige Durchfälle (Schädigung des Dünndarms), Flüssigkeitsverlust (durch Erbrechen und Durchfall) und somit Austrocknung, Schockgefahr durch zu hohe Beanspruchung von Herz-Kreislauf und Nieren, Immunschwäche (durch Verminderung der Leukozyten).

 

Es gibt drei Verlaufsformen der Parvovirose. Beim sog. perakuten Verlauf tritt der Tod innerhalb weniger Stunden ein, Erbrechen und Durchfall bleiben dabei meist aus. Oftmals hat sich die Katze kurze Zeit zuvor noch völlig normal und unauffällig verhalten.

 

Beim akuten Verlauf äußert sich zunächst Apathie, die Tiere liegen mit eingeknickten Vorderpfoten lange Zeit auf einer Stelle ohne sich zu bewegen, hinzu kommen Durchfall, häufiges Erbrechen, Schmerzen im Bauchbereich, Verweigerung von Nahrung und Flüssigkeit, das Fell ist matt und stumpf, Nickhautvorfall. 1 - 2 Tage später wässriger bis blutiger Durchfall. Der dabei entstehende Flüssigkeitsverlust kann innerhalb kürzester Zeit zu Schock und Tod führen.

 

Der subakute Verlauf zeigt sich durch nur mäßige Apathie und geringgradigen Durchfall über mehrere Tage. Aus diesem krankheitsbedingten Durchfall kann chronischer Durchfall werden, der kaum bis gar nicht mehr behandelbar ist.


Pathologie


An Parvorivrose erkankte Katzen erscheinen ausgetrocknet und abgemagert. In der Obduktion sind Spuren von Durchfall und Erbrechen nachweisbar sowie Entzündungen am Kehlkopf und Geschwüre in der Speiseröhre. Auf der Magenschleimhaut sind Blut und Gallsensaft nachweisbar, insbesondere der Dünndarm ist stark verändert, der Darminhalt ist gelblich bis grau, wässrig und stinkend.


Folgen:


Durch die grobe Verminderung der Leukozyten besteht Abwehrschwäche und daher kein Schutz vor bakteriellen Erkrankungen, die lebensbedrohlich sind. Findet keine Behandlung statt, stirbt die betroffene Katze durch Kreislaufversagen auf Grund von Austrockung oder bakteriellen Zusatzinfektionen. Bei trächtigen Katzen kommt es zu Aborten, Behinderungen (Schädigung des Kleinhirns) oder Totgeburten. Die Überlebenschance ist gering, aber dennoch gegeben. Da der Tod dieser Erkrankung sehr grausam und leidvoll ist, sollte man, wenn man keine Aussicht auf Erfolg mehr sieht, der Katze den Gefallen tun und ihr Leid ersparen, indem man sie einschläfern lässt. So schwer das für den Besitzer auch ist, aber es ist eine Erlösung für die Katze und wer seine Katze liebt, der erspart ihr unnötige Leiden!


Differentialdiagnose


Es wäre einfach, wenn die o.g. Symptome zu 100% auf die Katzenseuche zurückzuführen sind. Das sind sie jedoch leider nicht, da sie sehr unspezifisch sind. Den Leukozytenmangel beispielsweise finden wir in erster Linie bei einer FeLV-Infektion, wobei gleichzetige Infektion mit FeLV und FPV bekannt sind.
Starken Durchfall wiederum finden wir auch bei einer Infektion mit Felinen Cornonaviren, wobei jedoch hier die Leukozyten kaum vermindert sind, weswegen das weiße Blurtbild hier schnell Abhilfe schaffen kann.
Auch die Toxoplasmose zeigt ähnliche Symptome. Zwar sind in der Frühphase Anorexie, Apathie, Fieber, Erbrechen und Durchfall selten, jedoch haben wir auch hier einen massiven Leukozytenmangel zeitgleich mit den sicht-und merkbaren Symptomen. Die Symptome der Lungenentzündung, die man bei Toxoplasmose oft hat, treten jedoch bei der Parvovirose nur bei gleichzeitiger Infektion mit Erregern des Katzenschnupfens auf.
Außerdem besteht Verwechslungsgefahr mit einer bakteriell bedingten Gastroenteritis. Auch Fremdkörper können können zu ähnlichen Symptomen führen, die auch bei der Parvovirose auftreten.
Daher ist eine ordentliche Untersuchung erforderlich, schon allein aufgrund des Ausschlussverfahrens.

 

Behandlung:


Nicht nur die medikamentöse Behandlung des Tierarztes ist wichtig, sondern auch die liebevolle Pflege des Katzenfreundes. Die Pflege einer an Panleukopenie erkrankten Katzen muss sehr intensiv und sorgfältig von Statten gehen. Die betroffene Katze ist meist nicht mehr in der Lage, rechtzeitig auf die Katzentoilette zu finden, da sie so enorm geschwächt ist, dass sie einfach dort unter sich lässt, wo sie gerade ist (sehr starker Durchfall). Eine Katze, die durch Kot oder Urin verschmutzt ist, sollte sofort gebadet werden. Wir alle wissen, wie sehr unsere sauberen und gründlichen Tiere darunter leiden, wenn sie in ihren eigenen Exkrementen liegen müssen. Auch wissen wir, dass Katzen sich sehr schnell aufgeben; wenn sie sich ungeliebt oder alleingelassen fühlen. Die Seele unseres Familiemitgliedes muss also ebenfalls gehegt und gepflegt werden, um Selbstaufgabe und den daraus resultierenden Tod zu verhindern. Neben intensiver Pflege, Streicheleinheiten und Säuberung des eventuell verschmutzten Haarkleides, ist auch die Flüssigkeitszufuhr von enormer Bedeutung. Es muss in regelmäßigen Abständen der Katze Wasser zugeführt werden, um sie vor der Austrocknung zu bewahren. Der Tierarzt wird durch eine besondere Flüssigkeitstherapie der Katze zu helfen versuchen. Mittlerweile stehen die Chancen einer Erholung mithilfe einer ordentlichen Flüssigkeitstherapie sehr gut!


Für den Tierarzt steht die Lebenserhaltung (soweit vertretbar) an allererster Stelle, daher erfolgt seine Behandlung durch Zufuhr von Flüssigkeit, Schmerzmittel, Krampflösende Medikamente, Medikamente gegen Erbrechen und Durchfall, Immunabwehrstärkende Mittel und Antibiotika (gegen bakterielle Zusatzinfektionen). Leider kann aber auch der Tierarzt den Virus nicht abtöten. Das Immunsystem der Katze hat also die Aufgabe, den Erreger zu selbst bekämpfen und zu vernichten. Der Tierarzt kann die Katze, beim Kampf im inneren des Körpers, lediglich unterstützen, was die Erfolgschancen erhöht.


Vorbeugung:


Um der Katze Leid und Schmerzen dieser Krankheit zu ersparen, sollte man sie regelmäßig (auch als Wohnungskatze) gegen Katzenseuche impfen lassen. Die erste Impfung erfolgt mit der 8. oder 9.Lebenswoche (wenn Mutter geimpft; ansonsten früher) und wird nach 3 Wochen wiederholt. Damit ist die Grundimmunsierung abgeschlossen. Von nun an wird die Impfung jährlich (oder auch alle 2 Jahre, je nach Impfstoff) wiederholt.


Lebt die Katze in einer ungünstigen und damit gefährdenen Umgebung (z.B. Heim oder andere größere Katzenverbände) wird nochmals in der 16.Lebenswoche geimpft. Meist handelt es sich um einen Kombinationspräparat gegen den Parvovirus, Calici-und Herpesvirus.


Die Katzenseuche kann nicht auf Menschen übertragen werden!

 

 

Quellen
Krankheiten der Katze; M.Horzinek

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