Die Situation der Tiere in Griechenland


Griechenland besitzt ein durchaus akzeptables Tierschutzgesetz (Gesetz 3170/2003).

Nach § 2 gelten für Hundebesitzer folgende Vorgaben:

 

a) Der Hundebesitzer muss seinen Hund innerhalb von acht Wochen nach der Geburt bei der für die Führung entsprechender Archive und Sorge für die Kennzeichnung zuständigen Behörde eintragen lassen.

b) Der Hundebesitzer ist verpflichtet, für das Wohlergehen seines Hundes zu sorgen und ihn mindestens einmal jährlich beim Tierarzt vorzustellen

c) Der Hundebesitzer muss für seinen Hund einen Gesundheitspass führen.

d) Der Hundebesitzer darf das Tier nicht aussetzen.

e) Besitzer weiblicher Hunde sind verpflichtet, die Fortpflanzung der Tiere nicht zu erleichtern und für deren Kastration zu sorgen, sofern sie nicht die Beibehaltung der neugeborenen Tiere beabsichtigen oder diese nicht an neue Besitzer verteilen können.

§ 7 regelt den Umgang mit herrenlosen Hunde

Zusammenfassend ist in § 7 dargestellt, wie streunende Tiere unter Anweisung eines Tierarztes einzusammeln sind, um sie in Tierheimen tierärztlich zu untersuchen und bei Bedarf medizinisch zu versorgen. Anschließend ist vorgesehen, die Tiere wieder in ihre natürliche Umgebung zu entlassen. Dabei ist eine schlechte Behandlung der Tiere durchgängig verboten!

 

Soweit die Theorie - und die Realität?

Tierhaltung und die Tierhalter

 

Hunde und Katzen als Haustiere zu halten, ist auch in Griechenland sehr beliebt. Das gravierendste in Bezug auf die Situation in Griechenland ist das bestehende Überangebot an Tieren. Aus Profitgier werden vollkommen unkontrolliert vor allem Hunde verpaart und veräußert. Besonders beliebt sind als „reinrassig“ bezeichnete Tiere.

 

Es gibt durchaus Tierhalter, die ihr Tier lieben und ihm auch gerecht werden. Allzu oft aber enden Hunde aber als Kettenhunde, wo sie dann ein sehr trauriges Dasein fristen müssen. Heimtiere haben meist einen ganz anderen Stellenwert als wir das gewohnt sind: Sie werden allenfalls als Nutztiere, wenn nicht als „Schädlinge“ angesehen, die Krankheiten übertragen können und schmutzig sind.

 

Entsprechend werden sie behandelt: Entweder hält man sie in engen schmutzigen Käfigen, auf Dachterrassen bzw. in dunklen Verschlägen oder sie fristen ihr Leben als "Wachhund"...

 

Es finden sich in Griechenland unzählige Kettenhunde, an Bäumen oder rostigen Tonnen (die sog. „Tonnenhunde“) angekettet, auf Feldern und in Olivenhainen, an viel zu kurzer Leine, ohne angemessenen Liegeplatz, im Sommer oft der prallen Sonne und im Winter der Kälte schutzlos ausgesetzt, ohne ausreichende Futter- und Wasserversorgung.

 

Sollte ein so misshandeltes Tier zugrunde gehen, wird es einfach „entsorgt“ und schlichtweg ein anderes Tier an die Kette gelegt. Daher ist es auch umstritten, ob ein Kettenhund von Tierschützern versorgt und entfernt werden solle.

 

Selbst an der basalen Versorgung mangelt es vielen dieser bemitleidenswerten „Heimtiere“: Manchmal können sich die Tiere noch nicht einmal hinlegen, weil die an Bäume angebundene Kette zu kurz ist.

 

Auch die Ernährung ist alles andere als angemessen: Ausgemergelte Körper zeugen von gravierender Mangelernährung unzähliger Tiere! Es wurden schon z.B. verschimmelte Orangen- und Zitronenschalen in Futternäpfen vorgefunden. Wassereimer, die den Tieren ab und zu hingestellt werden, stoßen die Tiere in ihrer Aufregung oft um – und dursten dann, bis irgendwann vielleicht wieder einmal jemand vorbeikommt.

Es gibt viele Hunde mit eingewachsenen Halsbändern und Tiere mit unzähligen Wunden und Verletzungen, die ihnen Sadisten zufügen.

 

Ein anderes Problem sind die unzähligen Streuner – Hunde und Katzen! Die Zahl der streunenden Hunde wird auf 300.000 geschätzt. Solange Touristen im Land sind und den ein oder anderen Streuner am Strand oder auf der Hotelterrasse füttern, machen die griechischen Gastgeber gute Miene zu bösem Spiel und dulden die Tiere in der Nähe der Touristenunterkünfte.

 

Sobald aber die Saison zuende ist (auf Kreta z.B. ist dies etwa ab Ende Oktober bis April der Fall), werden die Tiere gnadenlos verfolgt und ermordet. Es gibt zwar keine Tiertötungsstationen wie in vielen anderen Ländern, das bedeutet aber nicht, dass es den Tieren besser erginge als in anderen Ländern:

 

Es ist belegt, dass Tiere zuhauf aufs Meer gefahren und dort einfach über Bord geworfen werden. Es gibt zahllose Vergiftungsaktionen, Hunde und Katzen werden erschossen, in Schnappfallen verstümmelt und dergleichen mehr. Wer mit dem Auto über Land fährt, findet oft ein angefahrenes oder totes Tier am Straßenrand liegen – seinem Elend ohne Beachtung oder gar Hilfe mutterseelenallein überlassen!

 

Auch Hunde, die mit Dutzenden von Schrotkugeln im Körper aufgegriffen werden, sind keine Seltenheit: Auf der Suche nach Futter nähern sich die Tiere menschlichen Siedlungen und werden gnadenlos gejagt.

 

Sadisten und Tierquäler

 

Schockierend sind die vielen Berichte und Dokumentationen grausamster Tierquälereien, die von Sadisten bewusst an zahllosen Tieren in Griechenland tagtäglich verübt werden.

Aufgefundene Tierkadaver mit Zeichen brutalster menschlicher Grausamkeiten, die qualvoll verendet sind, sind leider an der Tagesordnung:

 

Ausgestochene Augen, - Verhungerte, erstickte, erwürgte, erschossene oder vergiftete Tiere,

Erhängte Hunde, die einen stundenlangen Todeskampf erleiden müssen

Abgeschnittene Gliedmaßen,

Mit Säure übergossene Körper

Regelrecht zerstückelte Tiere

Leichen mit zahlreichen Frakturen und schlimmsten Verletzungen aller Art

 

Zur „Entsorgung“ in tiefe Erdlöcher geworfene Hunde - oft mit ihren Welpen-, wo sie jämmerlich verhungern und verdursten.

 

Weiterhin werden häufig Tiere aufgegriffen, die z.B. nahezu verhungert sind oder mit behandlungsbedürftigen Geschwüren offenkundig ausgesetzt wurden; oder die vielen Welpen, die einfach in Pappkarton in Mülltonnen geworfen werden und oftmals schließlich lebend in Müllzerkleinerungen landen...

 

Die traurige Liste ist endlos!

 

Fortpflanzungstrieb und unkontrollierte Vermehrung

 

Dazu kommt die unkontrollierte Vermehrung der Tiere - sowohl der Streuner, als auch der Heimtiere, weil die gesetzliche Vorgabe, Hündinnen kastrieren zu lassen, nicht eingehalten und Heimtiere in sehr großer Zahl ausgesetzt werden. Der Fortpflanzungstrieb der Tiere „zwingt“ sie dazu, unwissend ihr eigenes Leid unendlich auf folgende Generationen zu übertragen.

 

Einheimische sehen Kastrationen, die einzige wirksame Tierschutzmaßnahme in Problemländern, als „wider die Natur“ an. Einen Wurf unerwünschter Welpen aber auf dem Müll zu „entsorgen“, ist in den Augen vieler Menschen leider vollkommen in Ordnung. Selbst einheimische Tierärzte lehnen Kastrationen ab.

 

Auf diese Weise wird das Leid vervielfältigt: Eine einzelne unkastrierte Hündin verursacht – bei konservativer Schätzung! – zum Beispiel in fünf Jahren eine Population von mehr als 1000 Tieren (manche Schätzungen gehen sogar von rund 2.700 Tieren aus!).

 

Ausländische Tierärzte, die mittels Kastrationsaktionen helfen wollen, bekommen in Griechenland keine Arbeitserlaubnis, da ihre tierärztlichen Diplome nicht anerkannt werden. Ihr Hilfseinsatz wird von griechischen Behörden in vielfältiger Weise behindert!

Konsequenzen und Strafverfolgung

 

Die Strafverfolgung von Tierquälereien ist ein weiteres trauriges Thema im Land: Tierquäler werden nicht oder nur vollkommen unzureichend verfolgt, Verstöße gegen Tierrechte nicht geahndet. Das geltende Tierschutzgesetz wird einfach nicht praktisch umgesetzt.

 

Die Vorgaben des griechischen Landwirtschaftsministers und seine erhebliche Behinderung des Tierschutzes

 

In seinem Rundschreiben von 2008 erließ Minister Kilitidis Verordnungen, die eine massive Behinderung der griechischen und ausländischen Tierschützer darstellen.

 

Zusammenfassend heisst es darin:

 

a) Jeder Grieche darf nur maximal 2 Haustiere halten.

b) Ein Reisender darf nur mit maximal 2 Haustieren verreisen, die Reise keinen Besitzerwechsel oder Schenkung der Tiere zum Zweck haben.

c) Der Transport von Tieren, die vom Besitzer begleitet werden und deren Anzahl 5 übersteigt, kann nur als Handelstransport abgewickelt werden kann.

 

Die Tiervermittlung ins Ausland – oft die einzige Möglichkeit, vor Ort Leid aktuell zu mildern - wird damit massiv behindert. Auch die Betreuung von Notfalltieren – Streunern, verletzten oder ausgesetzten Tieren - in Griechenland selbst kann zum Problem werden, vor allem für diejenigen, die mehr als 2 Hunde auf ihrem Gelände beherbergen.

 

Die Propaganda gegen ausländische Tierschützer geht sogar so weit, dass behauptet wird, Hunde aus Griechenland, die Tierschützer in Adoptionsprogramme aufnehmen, würden "in Wirklichkeit" in deutschen Versuchslaboren landen.

 

Griechenland und ein modernes Europa

 

Griechenland ist bereits seit 1981 Mitglied der EU. Tierschutzgesetze werden dennoch leider weitreichend missachtet – auch das unterzeichnete Übereinkommen zum Schutz von Heimtieren vom 13.11.1987 findet keinerlei praktische Beachtung.

 

Eine Kontrolle der Einhaltung bestehender Tierschutzgesetze erfolgt nicht. Es gibt bei der Tierhaltung keinerlei Aufsicht, Kontrolle oder Ahndung von Verstößen gegen die Rechte der Tiere.

 

Tierschützer und ihr endloser Kampf

 

Das Engagement vieler, meist internationaler Tierschützer vor Ort erfolgt aufgrund mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung, der politisch Verantwortlichen und der Meinungsbildner oft im Verborgenen, grenzt sogar manchmal an Illegalität.

 

Akzeptanz bei politisch Verantwortlichen, bei Medienvertretern, Lehrern, Kirchenvertretern, Multiplikatoren aller Art zu finden, ist wenig erfolgreich und daher sehr frustrierend.

 

Schüler, die sich für Tiere einsetzen oder auch nur freundlich zu Tieren sind, werden beispielsweise ausgegrenzt. Und auch Tierhalter aufzuklären und sie zu einer artgerechten Tierhaltung zu ermutigen, gestaltet sich extrem schwer. Selbst Mitstreiter für den Tierschutz unter den Einheimischen zu finden ist fast aussichtslos.

 

Wie können diese Zustände geändert werden?

 

Praktische Umsetzung des in der Theorie vorhandenen griechischen Tierschutzgesetzes sowie strenge Ahndung von Zuwiderhandlungen.

Verbot der Kettenhundhaltung.

Insbesondere Durchführung staatlich finanzierter Kastrationsprogramme anstelle von immer wieder durchgeführter Vergiftungsaktionen: Experten sind sich einig, dass ausschließlich Kastrationen von Heimtieren sowie Streunern in Problemländern die Population der Tiere reduziert und die Lebensqualität der verbleibenden Tiere erhöht.

Etablierung von Tierschutzthemen in das Setting „Schule“, um möglichst viele Heranwachsende zu erreichen und somit in zukünftigen Generationen eine sich wandelnde, bessere Einstellung zu Tieren als „leidensfähige Wesen“ zu festigen.

Erteilung einer Arbeitserlaubnis für ausländische Tierärzte.

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